30 Jahre Historische S-Bahn e.V.
Wir blicken heute auf 30 bewegte Jahre Vereinsleben zurück und freuen uns, dank vieler Unterstützer auf viele weitere Jahre.
Kurz nach der Wiedervereinigung, im Herbst 1991, erkannten einige S-Bahn-Fachleute, dass die 90er Jahre nicht nur gesellschaftspolitisch große Umbrüche mit sich bringen würde. Auch die Ausmusterung der Altbaureihen aus den 1920er und 30er Jahren war absehbar. Die Geschichte musste bewahrt werden – allein auf die Bemühungen der Deutschen Reichsbahn konnte man sich nicht verlassen. Klar war von Anfang an: Die Geschichte sollte lebendig bleiben mit einem rollenden Fuhrpark musealer Züge. Doch dies war nicht immer leicht: eine kleine Chronik.
Wir wollen wieder fahren!
Bitte helfen Sie uns hierbei mit Ihrer Spende.
Unser erstes Vereinslogo war noch handgezeichnet!
Die 90er Jahre waren rückblickend spannende Zeiten. Wir bewahrten etliche Fahrzeuge vor der Verschrottung, während wir den Grundstein der Kooperation mit der jungen S-Bahn Berlin GmbH legten. Von Oktober 1991 bis April 1994 nutzen wir die Halle des ehemaligen RAW Tempelhofs, ab 1994 zog die Fahrzeugsammlung in die Triebwagenhalle Hundekehle im Grunewald um.
Anfänglich waren die Fahrzeuge des Vereins im alten RAW Tempelhof untergestellt. (Foto: B. Freimann)
Bei Sonderfahrten waren unsere Mitglieder als Personal an Bord und organisierten das Rahmenprogramm. Betreiber und Instandhalter der betriebsfähigen Züge war jedoch stets die S-Bahn Berlin GmbH. Alljährliche Höhepunkte waren die Weihnachtszüge in der Vorweihnachtszeit – ein Publikumsmagnet.
Tradition seit den 50er Jahren: ein festlich geschmückter er Weihnachtszug (Foto: B. Freimann)
Höhepunkte der Geschichte gab es viele, zum Beispiel, als die S-Bahn ihren 75. Geburtstag feierte. Das große Fest im Bahnhof Olympiastadion war begleitet von eine beachtlichen Fahrzeugparade vieler Baureihen und zahlreicher Gastfahrzeuge.
1999 feierte die S-Bahn ihren 75. Geburtstag, auch die U-Bahn war zu Gast. (Foto: H. Lorenz)
Nach der Jahrtausendwende zogen wir nach Erkner. Dies waren goldene Jahre – der Fuhrpark betriebsfähiger Museumsfahrzeuge war nie so groß, wie damals. Zwischen 1995 und 2001 wurden sogar noch sechs Wagen als Museumsfahrzeuge komplett überholt, darüber der Halbzug der Baureihe 167. Er ist der ganze Stolz des Vereins und steht auch derzeit im Fokus unserer Bemühungen.
2001 wurde der Viertelzug ET/EB 167 072 im Auftrag des Vereins als Museumszug saniert.
2009 kam die große Zäsur: mit der S-Bahn-Krise wurden alle historischen Fahrzeuge abgestellt. Im Jahr 2012 fuhr die historische S-Bahn ein letztes Mal durch Berlin, allerdings leider ohne Fahrgäste, aus Sicherheitsgründen. Ziel war ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt am Bahnhof Grunewald.
2012 hatten die historischen Züge ihren letzten Auftritt im Netz der S-Bahn. (Foto: D. Gransee)
Der historische Fuhrpark bietet geschichtlich eine ganze Menge. Seit 2012 hat dies auch die Filmbranche erkannt. Sehr regelmäßig erreichen uns Anfragen für FOtoshootings, Werbespots, Film- und Fernsehdreharbeiten. Der bisherige Höhepunkt dieses Aspekts unserer Arbeit waren Dreharbeiten mit Tom Hanks und Steven Spielberg für den Film "Bridge of Spies". Nicht unerwähnt bleiben darf, dass Dreharbeiten auch eine kleine Einnahmequelle geworden sind.
Dreharbeiten waren viele Jahre eine tolle Abwechslung im Vereinsalltag - eine tolle Art die Fahrzeuge zu präsentieren.
Unsere Satzung regelt die Zwecke unsere Vereinsarbeit und unsere Gemeinnützigkeit ist an einen Bildungsauftrag gebunden. Ohne Sonderfahrten fanden Veranstaltungen in den vergangenen 10 Jahren fast ausschließlich in Erkner statt. Die "Tage der offenen Tore" sind mittlerweile eine Tradition geworden. Tausende Besucher können wir bei diesem Anlass ganz nah ranlassen an die alten Züge. Aber auch Anfragen von kleineren Gruppen berücksichtigen wir. Schulklassen sind regelmäig zu Gast und staunen.
Ohne Sonderfahrten konzentrierten sich unsere Veranstaltungen im Erkner zu den alljährlichen Tagen der offenen Tore.
Als Verein müssen wir seither lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen, und gründeten 2016 ein eigenes Eisenbahnunternehmen. Instandhaltung und Sonderfahrten fallen somit in unsere eigene Verantwortung. Damit dies auch gelingt, sind wir weiterhin auf finanzielle und personelle Unterstützung angewiesen.
Wie sieht die Zukunft aus?
Ende 2021 steht für uns fest: Wir werden wieder fahren. Die mühselig und teuer erkämpften Fortschritte in der Instandhaltung deuten endlich auf ein Etappenziel hin. Wir können kein Datum nennen, wir wollen nicht zu viel versprechen. Irgendwann im Jahr 2022 könnten die ersten beiden historischen Wagen wieder für den Personenverkehr zugelassen sein. Das ist sehr wenig im Vergleich mit den Möglichkeiten der 90er und 00er Jahre, aber es wird ein Anfang sein. Berlin braucht uns.