Triebwagen ET 169 005b wechselt den Eigentümer
Abseits der Öffentlichkeit führte der älteste Wagen in der Sammlung unseres Vereins über 20 Jahre ein unrühmliches Dasein. Nun wurde er in die Obhut des Deutschen Technikmuseums übergeben.
Der Triebwagen ET 169 005 b wurde 1925 von der Waggonfabrik Wegmann & Co in Kassel gebaut. Er gehörte zu einem der 17 Halbzüge dieser Bauart, die ab 1924 auf den drei nördlichen Vorortstrecken zum Einsatz kamen. Er wurde wahrscheinlich auf Grund von Kriegsschäden am 20.10.1943 ausgemustert. Seitdem wurde er als Lagerschuppen im damaligen RAW Berlin-Schöneweide verwendet. Nachdem das Gelände um das Jahr 1992 von sämtlichen Schrottfahrzeugen beräumt wurde, kam der Wagenkasten erst nach Tempelhof und schließlich zum ehemaligen S-Bw Hundekehle. Da allerdings das Fahrzeug mit seinen 17 Metern für einen Transport zu lang war, wurde die Hälfte des Wagens bereits in Schöneweide verschrottet.
In Hundekehle fristete er ein sehr unrühmliches Dasein im Freien, denn keines der Mitglieder des Vereins nahm sich seiner an. Die Fahrzeuginstandhaltung ist außerdem seit 2003 am Standort Erkner konzentriert. Eine Lösung musste her.
Fotos:
Neben der Halle abgestellt war der (halbierte) Wagenkasten lange der Witterung ausgesetzt. Die Vegetation bot Sichtschutz.
Umso erstaunlicher ist, dass die Grundsubstanz des Wagenkastens sehr gut ist. Der Blick ins Dienstabteil offenbart viele Details, wie den Einsatz in der Tür. Er zeugt von der Kriegsverdunkelung zur Zeit des letzten Einsatzes des Waggons.
Das Team des Technikmuseums rückte mit schwerem Gerät an, um den Wagenkasten aus seiner Nische zu holen.
Der Vorstand stellte Kontakt zum DTMB her, wo man großes Interesse an dem Urahn der S-Bahn zeigt. Durch die Unterstützung des neuen Leiters der Sammlung Landverkehr, Herrn Quadejacob, nahm die Bergung schnell Fahrt auf. Nach zähen Verhandlungen und vielzähligen Telefonaten zwischen dem DTMB und dem Eigentümer des Geländes konnte das Projekt aus Hundekehle am 24. September 2019 abgeschlossen werden.
Ein vierachsiger Kran nahm den Triebwagen an den Haken und platzierte ihn langsam auf einem Tieflader. Weil er ungünstig stand, wurde der Triebwagen noch einmal um 180° gedreht. Viele Berliner staunten nicht schlecht, als die alte S-Bahn danach durch den Berufsverkehr nach Kreuzberg gefahren wurde.
Der Triebwagen wird im „archäologischen Zustand“ bleiben und ab 2020 der Öffentlichkeit präsentiert. Ob für die drei erhaltenen Beiwagen der Bauart eine ähnliche Lösung möglich sein wird, ist Gegenstand weiterer Verhandlungen.
Abschließend ein Bericht aus dem Berliner Tagesspiegel.